Ab morgen nimmt Deutschland Schulden auf!
Heute (5. Mai 2021) ist der sogenannte Erdüberlastungstag, d.h. wir haben jetzt unseren Vorrat an natürlichen Ressourcen für das laufende Jahr aufgebraucht.
Der Termin des Erdüberlastungstages wird jährlich vom Global Footprint Network, einer Denkfabrik, die in den USA und der Schweiz ihren Sitz hat, errechnet. Er wird sowohl für einzelne Länder als auch für den gesamten Planeten angegeben. Ab diesem errechneten Stichtag hat die Bevölkerung eines Landes alle natürlichen Ressourcen verbraucht, die im Laufe eines Jahres erzeugt werden können.
Eigentliche müssten wir jetzt das Licht ausmachen!
Verkehr, Massentierhaltung und Verunreinigungen
Dass Deutschland schon so früh im Jahr seine natürlichen Ressourcen verbraucht hat, liegt u.a. am hohen Energieverbrauch, dem hohen CO2-Ausstoß (Verkehr), an der Massentierhaltung sowie der Verunreinigung von Böden, Luft und Grundwasser.
Wir bräuchten DREI Erdkugeln, wenn alle Menschen so verschwenderisch leben würden wie wir. Bei der USA wären es sogar FÜNF Erdkugeln. Ab dem Erdüberlastungstag leben wir also auf Kredit. Aufgenommen haben wir den bei den anderen Ländern (die weniger verbrauchen) und bei den zukünftigen Generationen.
Den größten Fußabdruck hat Deutschland durch seinen CO2-Ausstoß. Hier liegen wir bei 3,19 globale Hektar pro Person. Das sind 66% des gesamten Fußabdrucks.
Mit 66,3 Millionen Tonnen CO2-Äquivalenten war die Landwirtschaft in Deutschland im Jahr 2017 für 7,3% der gesamten Treibhausgasemissionen verantwortlich. Die Gründe hierfür liegen u.a. an der Lachgas- und Methanemission und dem hohen Einsatz von Pestiziden.
Der Termin für den globalen Erdüberlastungstag wird vom Global Footprint Network gerade errechnet und wird, so deren Aussage, am 5. Juni bekannt gegeben. Im Jahr 2020 lag dieser Tag am 22. August.
Was bedeutet der globale Erdüberlastungstag?
Der globale Erdüberlastungstag besagt, dass die Menschheit vom 1. Januar bis zu diesem Tag so viel von der Natur braucht bzw. verbraucht hat, wie die Ökosysteme der Erde im ganzen Jahr erneuern können. Ab dem Tag beanspruchen wir also für das restliche Jahr mehr Acker- und Weideland, Fischgründe und Wald, als uns rechnerisch zur Verfügung stünden. Und wir stoßen weit mehr CO2-Emmissionen aus, als die Wälder und Ozeane der Welt aufnehmen können. Die gesamte Weltbevölkerung bräuchte 1,75 Erden, um den durchschnittlichen globalen Bedarf an natürlichen Rohstoffen nachhaltig zu decken. Die USA und Deutschland gehören, wie oben geschrieben, zu den deutlichen Ausreißern.
Was muss die Politik tun?
Das wir so nicht weitermachen können, sollte mittlerweile allen klar sein. Spätestens nachdem auch das Bundesverfassungsgericht uns ins Stammbuch geschrieben hat, dass der Klimaschutz nicht halbherzig und nebenherlaufen darf.
Wir müssen die notwendigen Rahmenbedingungen und die Infrastruktur für ein ressourcenschonendes Wirtschaften schaffen. Die Verkehrswende muss vorangetrieben werden, ebenso ein wirkungsvolles Klimaschutzgesetz, darüber hinaus braucht es eine am CO2-Ausstoß orientierte und sozial ausgestaltete Steuerreform.
Ein Bekenntnis zu den Zielen des Pariser Klimaabkommens alleine reicht nicht aus. Wir müssen früher raus aus der Kohle und auch früher die Treibhausgasneutralität erreichen. Nicht erst 2050.
Wir brauchen eine echte Verkehrswende. Die Verkehrspolitik muss verpflichtet werden, ihren fairen Anteil am Erreichen der Klimaziele beizusteuern. Dies könnt bedeuten, den aktuellen Bundesverkehrswegeplan einer prinzipiellen Überprüfung zu unterwerfen, inwieweit dieser mit den energie- und klimapolitischen Vorgaben des Paris-Abkommens und den notwendigen Reduktionen vereinbar ist. Im derzeit geltenden Koalitionsvertrag zwischen SPD und CDU steht, dass im Verkehrssektor 40 bis 42 Prozent der Emissionen (gegenüber 1990) bis 2030 reduziert werden müssen. Ein Ziel, das nur mit viel Entschlossenheit erreicht werden kann.
Auch im Bereich Landwirtschaft ist ein Wandel hin zu ressourcenschonenden Anbaumethoden dringend notwendig. Wir brauchen ökologische Anbaumethoden, die ohne Pestizide und chemische Düngemittel auskommen und sowohl die Fruchtbarkeit des Bodens als auch die Biodiversität langfristig sichern.
Der Umstieg auf klimaschonende Produktionsprozesse sollte durch eine direkte Investitionsförderung staatlich unterstützt werden, um so derzeitigen höheren Kosten von klimaschonenden Technologien auszugleichen.
Ziel muss sein unserer Wirtschaft zu einer echten Kreislaufwirtschaft umzubauen; Ressourcen dürfen nicht länger verschwendet werden. Darüber hinaus braucht es ein Rohstoffsicherungskonzept, um eine sichere Lieferung, der nötigen Rohstoffe für eine umweltfreundliche Produktion, garantieren zu können.
Was können wir selbst tun?
Die Politik muss den großen Rahmen schaffen! Aber es gibt so viele Bereiche, in denen wir alle aktiv dazu beitragen können, die Ressourcen zu schonen.
Bei Urlaubsreisen können wir achtsam sein und uns fragen: Müssen wir fliegen oder machen wir eine schöne Reise mit der Bahn? Müssen wir im Alltag jeden Weg mit dem Auto zurücklegen oder können wir nicht für viele Wege auf umweltfreundlichere Verkehrsmittel umsteigen. Wir können abwägen, was wir essen und wo wie einkaufen. Eine ausgewogene Ernährung, die gleichzeitig unsere Ressourcen schont, muss nicht teuer sein. Ein reduzierter Fleischkonsum kann massive Einsparungen von Treibhausgasemissionen sowie von Acker- und Weideflächen bewirken. Und ist es nicht besser vielleicht seltener, dafür aber sehr viel leckereres Fleisch auf dem Teller zu haben? Wir können unseren Papierverbrauch überdenken und überlegen, ob wir Recyclingpapier nutzen können. Druckt eure Unterlagen, wenn möglich, doppelseitig aus oder nutzt später die Rückseite als Mal- und/oder Schmierpapier. All das kann dabei helfen, die Ressourcen zu schonen.