Heute ist der Welttag für die Bekämpfung von Wüstenbildung und Dürre!
Insgesamt sind 40 Prozent der Erdoberfläche von Wüstenbildung bedroht. Das bedeutet eine Gefährdung der Lebensgrundlagen von Hunderten Millionen Menschen. Der Welttag für die Bekämpfung von Wüstenbildung und Dürre am 17. Juni soll auf die Folgen der Verödung großer fruchtbarer Landflächen aufmerksam machen.
Der Welttag soll nicht nur auf die Gefährdung fruchtbarer Böden aufmerksam machen, sondern auch zum Nachdenken über Lösungen anregen. Das Ziel: neue Wüstenbildung und Landrückgewinnung in den nächsten 25 Jahre auszugleichen.
Vielfältige Ursachen
Die Ursachen für die Verschlechterung von Böden sind vielfältig und umfangreich. Sie umfassen klimatische Schwankungen, aber auch menschliche Aktivitäten, wie etwa die Überweidung von Flächen, die Übernutzung von Böden, die Abholzung von Wäldern und die Verschwendung von Wasser.
Auch der Anstieg der Bevölkerung weltweit sowie Armut und deren Folgen tragen zur Wüstenbildung bei: Viele Menschen, die in Regionen mit klimatisch und wirtschaftlich ungünstigen Bedingungen leben, nutzen die wenigen verfügbaren Ackerflächen intensiv zur Nahrungssicherung. Dadurch können die Böden versalzen, auslaugen und versanden und können so die Bevölkerung immer weniger ernähren. Auch durch starkes Pflügen können Wüstenbildungsprozesse ausgelöst werden. Das führt wiederum dazu, dass die verbliebenen Flächen noch intensiver genutzt werden müssen. Ein ebenso großes Problem stellen die Waldrodungen dar.
Wüstenbildung kann ebenso die direkte Folge politischer Entscheidungen sein. Ein Beispiel ist die Austrocknung des Aralsees in Zentralasien. Einst war das im heutigen Kasachstan und Usbekistan liegende Gewässer mit fast 70.000 Quadratkilometern der viertgrößte Binnensee der Welt. In den 1960er Jahren wurde damit begonnen, große Wassermengen aus den Zuflüssen umzuleiten, um Baumwollplantagen zu bewässern. Dadurch trockneten weite Flächen aus, der See teilte sich in zwei Hälften, versalzte und schrumpfte auf ein Zehntel zusammen. Die vollständige Austrocknung konnte durch einen 2005 fertiggestellten Staudamm verhindert werden. Seitdem wächst die Wasserfläche langsam wieder.
1,5 Milliarden Menschen sind von Wüstenbildungsprozessen bedroht
Weltweit sind heute ca. 40% der Landfläche „Trockengebiete“, in denen es zu Wüstenbildungen kommen kann, wenn sich die Böden verschlechtern. Besonders betroffen sind die Randgebiete bereits bestehender Wüstenzonen, vor allem in Afrika, auf der arabischen Halbinsel und in Zentralasien, mittlerweile aber auch im südlichen Europa. Wissenschaftler der spanischen öffentlichen Forschungseinrichtung CSIC haben 2016 eine Studie veröffentlicht, die besagt, dass 20 Prozent der spanischen Landfläche von Wüstenbildungsprozessen betroffen sind. Insgesamt sind weltweit 1,5 Milliarden Menschen in 169 Ländern betroffen. Derzeit entstehen pro Minute 23 Hektar Wüstenflächen neu, pro Jahr sind es über 50.000 Quadratkilometer.
Die Folgen von Wüstenbildung sind vielschichtig: Veränderungen des Niederschlags und der Luftfeuchtigkeit wirken sich auf die Vegetation, die Artenvielfalt und Bodenfruchtbarkeit umliegender Flächen aus, es kommt beispielsweise zu Dürren. Verödete Böden sind nicht mehr für die Landwirtschaft nutzbar, was vielen Menschen die Lebensgrundlage entzieht. Die Folgen sind Hungersnöte und Landflucht. Langfristig kann Wüstenbildung deshalb auch Fluchtursache sein.
Internationale Initiativen gegen Wüstenbildung
Die Vereinten Nationen wollen mit ihrer Initiative „Land Degradation Neutrality“ (LDN) die schnelle und exzessive Wüstenbildung auf der Welt bekämpfen. Das Aufhalten der Bodenverschlechterung ist Teil der 2015 beschlossenen „Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung“. Bisher haben sich 121 Länder freiwillige Ziele gesetzt, um dem Verlust nutzbarer Böden Einhalt zu gebieten – darunter viele afrikanische und asiatische Länder.
Ein Beispiel, für eine breit angelegte Initiative zum Schutz fruchtbarer Böden ist das Wiederaufforstungsprojekt „Great Green Wall“ in der afrikanischen Sahelzone. In dem Gebiet südlich der Sahara soll ein 8.000 Kilometer langer Baumkorridor vom Senegal im Westen des Kontinents bis nach Djibouti am östlichen Horn von Afrika die Ausbreitung der Wüste nach Süden eindämmen. Das Projekt, das 2007 ins Leben gerufen wurde und an dem 21 Länder beteiligt sind, zielt darauf ab, durch das Pflanzen von Bäumen die Böden wieder fruchtbarer zu machen und so die Nahrungsgrundlage sowie Arbeitsplätze in der Region zu sichern. Heute fördert das Großprojekt auch zerstreute Initiativen, die aus Dorfgemeinschaften entlang der Sahelzone entstehen. Wichtigstes Ziel: 100 Millionen Hektar an Wüste wieder in fruchtbares Land umzuwandeln, 350 000 Jobs zu schaffen und 250 Millionen Tonnen CO2 einzusparen.
Mehr zur „Great Green Wall“ auf der Internetseite des Projekts.
Schlüsselrolle der Frauen
Auch Deutschland beteiligt sich an Maßnahmen gegen Wüstenbildung. Das Bundesministerium für internationale Zusammenarbeit förderte in den letzten Jahren etwa 800 Projekte, die von staatlichen und nicht-staatlichen Stellen in den betroffenen Ländern durchgeführt werden. Ein Schwerpunkt liegt dabei auf der Förderung von Frauen, die in ländlichen, von Bodendegradierung betroffenen Gebieten eine Schlüsselrolle bei der Nutzung natürlicher Ressourcen einnehmen.
Trotz dieser und weiterer Maßnahmen schreitet die Wüstenbildung global gesehen voran. Die Weltbevölkerung wird Prognosen zufolge in den kommenden Jahren weiterwachsen, vor allem dort, wo bereits jetzt weite Gebiete von Wüstenbildung betroffen sind. Gleichzeitig werden die Folgen des Klimawandels spürbarer. Extreme Wetterereignisse nehmen zu und beschleunigen so die negativen Veränderungsprozesse: Dürren trocknen den Boden aus, Starkregen schwemmt die verbliebene Vegetation davon. Auch auf diese Gefahren soll der Welttag für die Bekämpfung von Wüstenbildung und Dürre aufmerksam machen.