Das Leben ist voller Veränderungen
Die Arbeitswelt hat sich in den letzten Jahrzehnten immens verändert. Tätigkeiten, die früher von Menschenhand verrichtet wurden, werden heute von Maschinen erledigt. Vorangetrieben durch Robotik, Automatisierung und Künstliche Intelligenz steht uns eine Transformation der Wirtschaft nicht nur bevor – wir sind schon mittendrin! Wir sehen es in vielen Betrieben in Wiesbaden und der Rhein-Main-Region: Immer mehr Aufgaben werden von Maschinen oder von Software übernommen, die vorher von Menschen durchgeführt wurden. Es wichtig, diesen Transformationsprozess, der sich nicht aufhalten lässt, politisch zu lenken und sozialverträglich im Sinne der Menschen zu gestalten.
Ich werde dafür kämpfen, dass Menschen in Arbeit bleiben und dass die Menschen von Ihrer Arbeit gut leben können. Dies kann meiner Meinung nach unter anderem durch neue Arbeitszeitmodelle gelingen. Die Geschichte der industriellen Entwicklung war schon immer eine Geschichte der Arbeitszeitverkürzung bei gleichzeitigem Lohnanstieg. So kam es zum 8-Stunden-Tag und später dazu, dass samstags in vielen Bereichen nicht mehr gearbeitet wurde.
Mein Ziel ist es, dass jede Person einen Platz in der Gesellschaft findet, wo sie ihre eigenen Fähigkeiten und Interessen einbringen kann und zufrieden ist. Dazu gehört vor allem eine Arbeit, die einen erfüllt und ein Einkommen erwirtschaftet, von man gut leben kann. Darüber hinaus muss diese Arbeit auch noch Raum lassen, sich auch darüber hinaus zu entfalten. Besonders für Familien – unabhängig von der Konstellation – brauchen wir noch viel mehr Möglichkeiten, Privates und die berufliche Entwicklung in Einklang zu bringen. Deshalb setze ich mich ein für:
- Die Erhöhung des Mindestlohns sofort auf 12 Euro, weil nur dieser Lohn ein einigermaßen gutes Leben ermöglicht
- Eine höhere Tarifbindung
- Eine offene Diskussion über eine Verringerung der wöchentlichen Arbeitszeit auf 35 Stunden bei vollem Lohnausgleich
- Flexible und selbstbestimmte Arbeitszeitmodelle, die Lebensumstände berücksichtigen und ein echtes Rückkehrrecht in Vollzeit; dazu gehört eine Familienarbeitszeit mit Familiengeld
- Den Einstieg in eine echte Arbeitsversicherung mit einem Recht auf Weiterbildung und einer Ausbildungsgarantie
- Digitalisierung, Homeoffice, Mobiles Arbeiten – zu Gunsten der Arbeitnehmerinnen und Arbeitsnehmer
Die Erhöhung des Mindestlohns
Jeder Mensch hat das Recht, durch seine Arbeit ein gutes und menschenwürdiges Leben führen zu können. Dazu gehört neben vielen weiteren Bedingungen vor allem ein auskömmlicher Lohn, um seine Miete zahlen zu können und auch am kulturellen und sozialen Leben teilhaben zu können. Ein angemessener Mindestlohn sorgt nicht nur dafür, dass dies möglich ist, er ist ebenfalls Absicherung gegen Altersarmut: Gerade Personen im Niedriglohnsektor, die von Altersarmut besonders häufig betroffen sind, zahlen durch den Mindestlohn automatisch mehr in die Rentenkasse ein. Darüber hinaus hilft eine Erhöhung des Mindestlohns auch der Gesellschaft und der Volkswirtschaft: Die Sozialkassen werden entlastet und die höhere Kaufkraft und die daraus resultierende Konsumbereitschaft stärken unsere Wirtschaft.
Neben all diesen „harten Fakten“ ist ein angemessen hoher Mindestlohn aber immer vor allem eine Frage der Würde des Menschen und der Wertschätzung von Arbeit. Gerade in der Pandemie hat sich gezeigt, dass besonders die Berufe, die zu den Stützen der Gesellschaft zählen, erbärmlich entlohnt werden. Wir haben alle geklatscht für die Menschen, die in der Pflege arbeiten oder in der Kinderbetreuung, in der Bildung, an der Supermarktkasse. Diese Unterstützung wärmt das Herz, aber füllt nicht den Kühlschrank. Hier müssen endlich Taten folgen. Der Mindestlohn muss auf mindestens 12 Euro steigen und Ausnahmen gehören abgeschafft.
Eine Diskussion um die Verringerung der wöchentlichen Arbeitszeit auf 35 Stunden bei vollem Lohnausgleich
Vor vielen Jahren war es ein harter und langer Kampf, den Sozialdemokratie und Gewerkschaften gemeinsam bestritten, die Wochenarbeitszeit auf 40 Stunden zu reduzieren. Wir sind an einem Punkt angekommen, an dem es, aus meiner Sicht, nötig wird, erneut über eine Veränderung der Arbeitszeit nachzudenken. Die Digitalisierung der Arbeitswelt und die Steigerung der Produktivität machen es möglich, eine weitere Reduzierung der Wochenarbeitszeit anzugehen. Mein Ziel ist es die wöchentliche Arbeitszeit auf 35 Stunden bei vollem Lohnausgleich abzusenken.
Vielen fehlt aktuell die Zeit, sich in Vereinen zu engagieren und ehrenamtlich tätig zu werden – obwohl sie es gerne würden. Die Studie zum bürgerschaftlichen Engagement in Wiesbaden belegt dies eindrucksvoll. Auch die Vereinbarkeit von Familie und Beruf stellt viele, zumeist Frauen, immer wieder vor eine Herausforderung. Mit der Verkürzung der regulären Vollzeit und gleichzeitig einer Begrenzung der maximalen Arbeitszeit auf 40 Stunden pro Woche schaffen wir wieder ein Gleichgewicht zwischen Arbeits- und Privatleben ohne finanzielle Sorgen.
Flexible und selbstbestimmte Arbeitszeitmodelle, die Lebensumstände berücksichtigen und ein echtes Rückkehrrecht in Vollzeit
Unser Leben besteht aus Brüchen und Veränderung. Wir bilden uns (weiter), wir gründen eine Familie, gehen vielleicht ins Ausland, erwerben eigenen Wohnraum, kümmern uns um Kinder oder Eltern/Großeltern. Manche Veränderungen kommen plötzlich, andere sind lange geplant. Eines haben aber alle Entscheidungen gemein: Sie haben einen großen Einfluss auf die berufliche Entwicklung und die Absicherung unseres Lebens.
Es muss möglich sein ohne Existenzängste eine Familie zu gründen, Weiterbildungen zu besuchen oder eine Auszeit zu nehmen. Unser Leben soll sich nicht nur nach dem Job richten. Deshalb soll es in allen Betrieben möglich sein, Arbeitszeiten selbstbestimmter zu gestalten und diese zum Beispiel für einen bestimmten Zeitraum zu verkürzen. Zwar gibt es auch jetzt schon unter besonderen Umständen ein Rückkehrrecht nach einer solchen Phase in Vollzeit, doch viele kommen nicht in den Genuss dieser Regelung. Gerade kleine Betriebe, in denen oft viele Frauen arbeiten, die immer noch einen Großteil der Pflege zu Hause übernehmen, sind von diesem Gesetz ausgeschlossen.
Darum setzte ich mich für ein umfassendes Rückkehrrecht in Vollzeit für alle ein, ebenso wie für gesetzliche Möglichkeiten, sich ohne Verlust des Arbeitsplatzes und der finanziellen Sicherheit eine Auszeit nehmen zu können, wie es schon in vielen Tarifverträgen möglich ist.
Der Einstieg in eine echte Arbeitsversicherung
Arbeit sollte mehr sein als bloßes Geld verdienen: Arbeit bedeutet Teilhabe am gesellschaftlichen Leben und dient im besten Fall auch der Selbstverwirklichung. Jeder Mensch soll – ohne Sorge eines Jobverlusts – die Möglichkeit bekommen durch sinnstiftende Arbeit teilzuhaben am gemeinschaftlichen Leben. Dies ermöglicht eine staatliche Jobgarantie.
Mit dem Instrument der Jobgarantie greift der Staat in den Arbeitsmarkt ein, um gemeinwohlorientierte Arbeitsplätze zu schaffen, zum Beispiel im sozialen Sektor oder kommunalen Bereich. Er gibt Menschen eine Chance, sich persönlich weiterzuentwickeln und/oder (wieder) den Sprung in den regulären ersten Arbeitsmarkt zu schaffen.
Langfristig ist es für den Staat günstiger UND für die Menschen besser Arbeit statt Arbeitslosigkeit zu fördern. Deshalb ersetzt die SPD die Arbeitslosenversicherung durch eine Arbeitsversicherung. Hierbei soll neben der finanziellen Unterstützung beim Verlust des Arbeitsplatzes der Fokus auf Qualifizierung und Weiterbildung liegen. In die Arbeitsversicherung werden ebenfalls Job- und Ausbildungsgarantie, sowie die Umsetzung selbstbestimmter Arbeitszeitmodelle integriert.
Digitalisierung, Homeoffice, Mobiles Arbeiten – zu Gunsten der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer
Die Arbeitswelt befand sich schon immer im Wandel. Jede technologische oder gesellschaftliche Entwicklung nimmt Einfluss auf die Arbeitswelt. Aktuell stehen die Folgen der Digitalisierung im Fokus.
Hierbei ist klar, dass die Vorteile und Entlastungen, die durch eine Modernisierung von Arbeitsgeräten- und Abläufen durch die Digitalisierung ausgelöst und begünstigt werden, nicht nur den Unternehmen zugutekommen dürfen. Eine gestiegene Produktivität muss mit mehr Selbstbestimmung der Beschäftigten bei der Gestaltung von Arbeit und Arbeitszeit einhergehen. Es darf keine willkürlichen Maßnahmen oder die Einführung von Kontrollmechanismen seitens des Unternehmens geben. Deshalb muss im aktuellen Transformationsprozess auch die Stärkung der betrieblichen Mitbestimmung durch die Beschäftigten eine wichtige Rolle spielen.
Durch die Pandemie ist das mobile Arbeiten oder Homeoffice besonders in den Fokus geraten. Homeoffice kann eine Möglichkeit sein, die eigene Arbeitszeit besser und freier zu gestalten oder eine Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu gewährleisten. Diese Vorteile entstehen aber nicht einfach so sondern lassen sich nur durch konkrete Regelungen herbeiführen. Es ist notwendig einer Entgrenzung von Arbeits- und Freizeit mit einem Recht auf Nichterreichbarkeit entgegenzuwirken. Die benötigten technischen Voraussetzungen sind vom Unternehmen zu liefern und Homeoffice muss eine Wahl bleiben und darf nicht zur Pflicht werden. Um unbezahlte Überstunden zu verhindern und wichtige Ruhezeiten einzuhalten, darf mobiles Arbeiten nur mit einer Zeiterfassung erfolgen.