Heute ist der Tag der Heimat.
Dieser Gedenktag geht zurück auf die Kundgebung vor dem Stuttgarter Schloss am 6. August 1950, bei der die Charte der deutschen Heimatvertriebenen verkündet wurde.
An diesem zentralen Gedenktag der deutschen Heimatvertriebenen, wird an die Flucht und Vertreibung aus den ehemaligen deutschen Ostgebieten infolge des Zweiten Weltkriegs gedacht.
In Ostpreußen, Pommern, dem Sudetenland und Schlesien war nach dem Krieg kein Platz mehr für Menschen, die zu den „Verlierern“ zählten. Etwa 14 Millionen Deutsche, so schätzen Historiker, waren gezwungen, die einzige Heimat, die sie kannten, zu verlassen. Genaue Zahlen gibt es bis heute nicht. Erste Station für die Heimatvertriebenen waren schnell errichtete und hoffnungslos überfüllte Auffanglager in der Nähe der Ostgrenzen. Von dort aus wurden sie per Zufallsprinzip weiterverteilt. Dort wo sie ankamen, waren sie nicht mehr als geduldet. Eine, über Generationen hinweg, prägende Erfahrung.
Vielleicht stand 2007 deshalb der Tag der Heimat unter der Überschrift „Heimat ist Menschenrecht“.
Diese Losung ist heute so aktuell, wie schon lange nicht mehr.
Menschen auf der Flucht
Ende 2020 waren weltweit etwas mehr als 82 Mrd. Menschen auf der Flucht. Fast ganz Deutschland also.
Das sind 4% mehr also im Vorjahr. Seit neun Jahren steigt die Zahl kontinuierlich an. 86% der Flüchtlinge leben in Ländern mit einem niedrigen oder mittleren Einkommen oder Länder, die an Krisengebiete grenzen. Die am wenigsten entwickelten Länder haben 27% aller Flüchtlinge aufgenommen. 42% aller Flüchtenden sind Mädchen und Jungen unter 18 Jahren, die alleine auf der Flucht sind. 80% aller Vertriebenen leben in Regionen, in denen eine ausgewogene Ernährung nicht gewährleistet ist und Unterernährung herrscht.
Deshalb ist hier eine robuste finanzielle Ausstattung und Hilfe dringend erforderlich. Bleibt diese aus, kann dies Instabilität herbeiführen und hat enorme Konsequenzen für die lebenssichernde humanitäre Hilfe und/oder löst Weiterwanderung aus.
Flucht betrifft heute nicht nur mehr Menschen als früher, sondern ist auch kein kurzfristiges, temporäres Phänomen mehr.
Fluchtursachen bekämpfen – nicht die flüchtenden Menschen
Deutschland leistet humanitäre Hilfe in großem Umfang, beispielsweise als zweitgrößter Geber des Welternährungsprogramms oder in den Aufnahmeländern bei der Versorgung der Geflüchteten. Dieses Engagement muss noch weiter verstärkt werden, insbesondere müssen auch die Aufnahmeländer im Bereich der Anrainerstaaten vor allem mit humanitärer Hilfe und Entwicklungszusammenarbeit unterstützt und finanziell gefördert werden. Die Ausstattung internationaler Flüchtlingslager und die Einhaltung menschenrechtlicher Standards müssen auf europäischer Ebene gravierend gestärkt werden.
Über ein größeres Engagement im Bereich des Resettlements besonders für verletzliche Gruppen unter den Schutzbedürftigen sollen belastete Staaten entlastet werden. Den Menschen vor Ort muss durch eine umfassende Entwicklungszusammenarbeit ein würdiges, selbstbestimmtes Leben ermöglicht und wirtschaftliche Perspektiven geschaffen werden.
Zu all dem gehört aber auch, dass in unseren wirtschaftlichen Beziehungen und entlang der globalen Lieferketten international anerkannte Menschenrechts-, Sozial- und Umweltstandards verbindlich eingehalten werden müssen.
Das ist fundamental wichtig, für die Menschen vor Ort, aber auch für uns. Denn wer gut versorgt ist und eine wirkliche Perspektive hat, ist nicht gezwungen, sich weiter auf einen gefährlichen Weg zu begeben.
Was muss geschehen, damit sich das Leben von Menschen, die in fragilen Staaten leben, dauerhaft verbessert? Die Vereinten Nationen haben mit ihrer Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung ein Rahmenwerk geschaffen, das eine gute Orientierung und Zielvorstellungen bietet. Besonders relevant unter den insgesamt 17 Nachhaltigkeitszielen sind für mich die Themen: Ende der Armut in allen ihren Erscheinungsformen, ein gesundes Leben für Menschen jeden Alters, Hunger beenden, saubere Wasser- und Sanitäreinrichtungen für alle sowie die Förderung einer friedlichen und inklusiven Gesellschaft. Alle Maßnahmen sollten sich am Erreichen dieser Ziele messen lassen.