Heute ist in den USA Faulpelz-Tag. Ich weiß gar nicht so wirklich, warum ich dabei an Frauen denken muss oder eigentlich weiß ich es doch.
Auch heute ist es in unserer Gesellschaft (und damit meine ich HIER in Deutschland und nicht irgendwo weit weg) noch so, dass sich Frauen oft, sehr oft sogar, für irgendetwas rechtfertigen müssen. Wenn wir arbeiten gehen und gleichzeitig Mutter sind, dann ist es irgendwie nicht Recht, zumindest manchen. Bleiben wir zu Hause und widmen uns ganz der Erziehungsarbeit, dann sind wir faul. Kinder und Haushalt ist ja schließlich kein Vollzeitjob. Das mag sich jetzt wie eine ganz schöne Jammer-Nummer anhören. Ist es nicht. Ich persönlich habe solch eine Erfahrung noch nicht machen müssen. Aber nur, weil etwas noch nicht persönlich erlebt habe, weiß ich trotzdem, dass es diese Vorurteile auch heute noch gibt. Mich macht das ziemlich wütend, weil es so überhaupt nicht den Tatsachen entspricht. Gerade in der Pandemie waren es oft die Frauen, die alles zusammen- und am laufen gehalten haben. Sie kümmern sich um die Familie – und damit sind nicht nur die Kinder gemeint. Oft übernehmen Frauen auch die Pflege älterer Angehöriger. Sie organisieren das Familienleben und gehen oft selbst noch arbeiten – oft sogar in Vollzeit. Allerdings dann oft in Berufen, die schlecht bezahlt sind und miserable Arbeitsbedingungen haben. Gar nicht anfangen will ich jetzt von der strukturellen Benachteiligung beim Gehalt und bei Weiterbildungs- und Aufstiegsmöglichkeiten. All das führt aber dazu, dass oft Frauen nicht Vollzeit arbeiten, sondern sich zu Hause um Heim, Herd und Kind kümmern.
Echte Wahlfreiheit sieht wirklich anders aus! Frauen sind jedoch eins nicht, ganz egal welches Modell sie persönlich leben, faul.
Wenn wir diese Wahlfreiheit erreichen wollen, müssen sich, da bin ich fest von überzeugt, ein paar Dinge grundlegend ändern.
Was denn zum Beispiel!
- Gleichen Lohn für gleiche und gleichwertige Arbeit durch ein wirksames Entgeltgleichheitsgesetz mit einem echten Verbandsklagerecht. Dann ist es nicht mehr so sehr nur eine Frage des Geldes wer zu Hause bleibt.
- Die Tarifverträge und ihre Anwendungspraxis müssen durch die Sozialpartner geschlechtergerecht überarbeitet werden. Die Unternehmen müssen direkte und mittelbare Ungleichbezahlung in ihren Entgeltsystemen durch zertifizierte Prüfverfahren aufdecken und beheben.
- Die „SAHGE-Berufe“, also Soziale Arbeit, Haushaltsnahe Dienstleistungen, Gesundheit, Pflege und Erziehung, müssen deutlich besser entlohnt werden. Dafür braucht es einen gesetzlichen Mindestlohn in Höhe von mindestens 12 Euro. Auch das führt zu mehr Autonomie für Frauen.
- Minijobs müssen als zentrale Stützpfeiler des Niedriglohnsektors mit sozialversicherungspflichtiger Arbeit gleichgestellt werden. Das ist nicht nur für die vielen Frauen wichtige, die einen Minijob haben.
- Beschäftigte brauchen mehr Arbeitszeitsouveränität. Das individuelle Recht auf Teilzeit muss uneingeschränkt gelten sowie ein echtes Rückkehrrecht auf Vollzeit für alle gesetzlich verankert werden. Auch das führt dazu, dass Familienarbeit gerechter aufgeteilt wird
- Ein Gleichstellungsgesetz für die private Wirtschaft muss Unternehmen verpflichten, die eigenen Strukturen regelmäßig auf Geschlechterdiskriminierung zu untersuchen und solche mit verbindlichen Gleichstellungsmaßnahmen zu beheben.
- Abschaffung des Ehegattensplittings! Statt der milliardenschweren Subventionierung des männlichen Allein- oder Hauptverdienermodells müssen Familien mit Kindern entlastet werden und ganz besonders die Armutsgefährdung von Ein-Eltern-Familien beendet werden.