Bildung, die uns weiterbringt

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Bildung, die uns weiterbringt

 

Auf einen Blick:

  • Stärkung der betrieblichen Ausbildung
  • Elternunabhängige Studienunterstützung
  • Weiterbildung absichern
  • Volle Fahrt für Digitalisierung
  • Qualität in der Schule verbessern
  • Lebenslanges Lernen z.B. durch eine Stärkung der Volkshochschulen sichern

 

Der Bildungserfolg hängt auch heute noch immer sehr stark von der Herkunft eines Kindes ab – in der Pandemie ist dies noch stärker erkennbar gewesen also davor. Kinder, deren Eltern selbst studiert haben, machen häufiger Abitur und nehmen ein Studium auf, als Kinder aus Familien, in denen bisher noch niemand einen höheren Schulabschluss hat. Die Zahl der Abiturientinnen und Abiturienten lag in den vergangenen Jahren konstant über 50%. Die Zahl der jungen Menschen, die die Schule ohne einen Abschluss verlassen haben, lag zuletzt jedoch ebenfalls mit fast 7% auf einem Rekordniveau.

Die Jugendarbeitslosigkeit hat in den letzten Jahren kontinuierlich abgenommen. Im letzten Jahr ist sie allerdings, bedingt durch die Pandemie, wieder auf knapp 7% angestiegen. Jeder siebte Erwachsene in Deutschland ist funktionaler Analphabet. 7,5 Millionen Menschen zwischen 18 und 64 Jahren können zwar einzelne Sätze lesen oder schreiben, haben aber Probleme, zusammenhängende kürzere Texte zu verstehen.

Diese Zahlen machen deutlich, wie wichtig Bildung ist und wie viel wir in diesem Bereich noch zu tun haben.

Frühkindliche Bildung, Schule, Ausbildung, Studium, Weiterbildung – diese Stationen prägen den Werdegang eines Menschen. Welchen Bildungsweg Mädchen und Jungen einschlagen wird in Deutschland bereits nach vier Jahren Grundschule entschieden. Bereits im Alter von zehn Jahren werden die Weichen für die Zukunft gestellt. Es wird entschieden, ob die Kinder eine Hauptschule besuchen oder auf die Realschule beziehungsweise das Gymnasium gehen. Positive Förderung oder Bildungshemmnisse, egal auf welcher dieser Stationen, wirken bis ins Arbeitsleben nach.

 

Gute Bildung braucht Zeit

Bildung ist Ländersache. Dennoch muss der Bund sich hier viel stärker engagieren. Wir brauchen einen „Bildungspakt auf Bundesebene“, der sich einsetzt für ein Bildungssystem, das den Menschen so lange wie möglich alle Wege offenhält, durchlässiger wird und mehr Qualität bietet. Bildungskarrieren dürfen nicht scheitern, weil Kinder nicht aus einem Akademikerhaushalt kommen oder sie wegen zu großer Schulklassen nicht individuell gefördert werden können. Ein modernes Schulsystem muss längeres gemeinsames Lernen ermöglichen und zuerst den Lernerfolg aller Schüler im Blick haben.

„Fit für den Markt“ darf nicht der Leitsatz für Bildung sein. Ausbildungen sollten sich daher an den Bedürfnissen der jungen Menschen orientieren und berufliche Ausbildungsgänge dürfen nicht zur einer verkürzten Schmalspurqualifizierungen zusammengestrichen werden, dazu führen die Schulzeit zu verkürzen und die Inhalte immer stärker zu verdichten. Auch Studierende sollen nicht durchs Studium gehetzt werden.

Zeit für Bildung brauchen auch Arbeitnehmer*innen. Tatsächlich ist jedoch der Arbeitsdruck in den Unternehmen oft so groß, das betriebliche Qualifizierungsangebote oft kaum wahrgenommen werden und meist werden die Beschäftigten für Schulungen nicht oder nur teilweise freigestellt.

 

Mehr Geld für gute Bildung

Neben der Zeit mangelt es häufig auch an Geld. Auszubildende nehmen neben ihrer Berufsausbildung Zweitjobs an, um über die Runden zu kommen. Studierende jobben nebenbei, um ihren Lebensunterhalt zu bestreiten. An den Schulen fällt Unterricht aus. Es gibt zu wenig Lehrkräfte und diese sind dann auch noch überlastet. Zudem ist an vielen Schulen die Ausstattung veraltet. Auch viele Beschäftigte können sich Weiterbildung nicht leisten, weil die Maßnahmen zu teuer sind oder sie wegen ihrer Freistellung auf einen Teil des Gehalts verzichten müssen. Die Wirtschaftskraft und der wirtschaftliche Erfolg Deutschlands beruht auch auf unseren qualifizierten Fachkräften. Auch deshalb muss mehr in Bildung investiert werden. Das ist eine gesellschaftliche Aufgabe.

 

Etwas tun, damit es besser wird

Unabhängig davon, ob es um „abgehängte“ Jugendliche geht, um Berufstätige, die noch einem studieren wollen oder um betriebliche Weiterbildung für Beschäftigte: Offene und freie Zugänge zu Bildung und Weiterbildung sind gesellschaftliche Aufgaben, die von entscheidender Bedeutung sind.

 

Deshalb sind mir folgende Punkte wichtig:

  • ein Berufsbildungsgesetz, das alle Formen der betrieblichen Ausbildung erfasst und Qualitätsstandards festschreibt. Junge Menschen müssen von den Kosten entlastet werden, die aufgrund der Ausbildung entstehen und Mitbestimmung muss auch an Berufsschulen ermöglicht werden.
  • eine elternunabhängige Studienunterstützung, die ein eigenständiges Leben ermöglicht, aber nicht dazu führt, dass junge Menschen sich auf Jahre verschulden müssen.
  • ein Weiterbildungsgesetz, das die volle Finanzierung der Weiterbildungsmaßnahme und die Freistellung für die Teilnahme an der Maßnahme garantiert.
  • einen individuellen Anspruch auf Zeit für Weiterbildung im Tarifvertrag und ein tarifvertraglich gesichertes Einkommen – während der Maßnahmen und unabhängig von der Dauer.
  • Wir hinken bei der Digitalisierung hinterher. Wir brauchen einen raschen Ausbau der Netzinfrastruktur. Jede Bildungseinrichtung braucht einen Breitbandanschluss und die Ausstattung mit Endgeräten darf nicht am Geldbeute der Eltern scheitern.
  • Lebenslanges Lernen auch außerhalb des Berufs stärken durch eine intensive Förderung der Volkshochschulen und der Volksbildungswerke.